Mein Traum war es, mit einer 2-Ventil GS von München nach New Delhi zu fahren - genau so wie mein Nachbar viele Jahre zuvor. Ich verbrachte viel Zeit in Indien, doch niemals mit dem eigenen Motorrad. Zuerst fuhr ich die rot-weisse R100GS-PD mit sagenhaftem 35 Liter Tank und baute danach eine R80GS Basic für meinen Traum auf. Doch irgendwie schaffte ich es nie, mir ein halbes Jahr Auszeit für das grosse Abenteuer zu nehmen. So fuhr ich also 15 Jahre lang durch die Alpen, hakte alle Pässe und Endurostrecken auf meiner Liste ab und träumte jeden Morgen auf der Fahrt ins Büro vom grossen Aufbruch.
Und dann zog ich nach Kambodscha, um in der Provinz ein Krankenhaus zu bauen. 6 Monate Abenteuer erschienen jahrelang unmöglich, der grosse Sprung ins Ungewisse fiel mir jedoch relativ leicht. Ich verkaufte meine GS, kündigte alle Versicherungen, verabschiedete mich und brach mit zwei Koffern auf, um die Welt für mich zu entdecken.
Mit dem Motorradfahren hatte ich irgendwie abgeschlossen. Ab und zu mietete ich mir eine Honda XR250, um nicht aus der Übung zu kommen, doch meine Arbeit, die neue Kultur, das Erlernen der ungewohnten Sprache und der Aufbau neuer Freundschaften ließen wenig Zeit für ein Hobby. Die lange Regenzeit, extreme Strassenverhältnisse und die Hitze verwandelten mich zu einem Autofahrer. Ausser der Honda XR gab es auch keine anderen grösseren Motorräder in diesem Land.
Mein Auto war ein 10 Jahre alter Mercedes SLK, den ich Stück für Stück instand setzte. Und dieses Auto war mehr offroad-tauglich, als man denkt!
Dann zog ich nach meiner Hochzeit in einen Vorort von Phnom Penh. Meine Frau brachte einen Toyota Highlander in die Familie, ich meinen SLK. Jeden Morgen und jeden Abend verbrachte ich jeweils eine Stunde im Stau auf meiner Fahrt ins Büro. Und dann eröffnete KTM eine Niederlassung in Kambodscha. Ich überzeugte meine Frau und kaufte eine KTM Duke 200. Irgendwie entdeckte ich mit diesem Leichtgewicht wieder meine Leidenschaft fürs Motorradfahren. Schnell tauschte ich die Kleine gegen eine Duke 390 und hatte richtig Spass damit. Es war unglaublich, wie schnell sich 43PS mit geringem Gewicht bewegen lassen.
Nach fünf Jahren zerbrach die Ehe mit meiner kambodschanischen Frau. Das Zusammenleben mit der Grossfamilie funktionierte einfach nicht. Wir trennten uns, und meine Frau kaufte mir meinen Anteil an unserem Haus ab.
Mittlerweile gab es auch eine Ducati Niederlassung. Ducati Malaysia eröffnete einen Shop hier in Phnom Penh. Ich hatte Geld, ich hatte Zeit und sie hatten eine Hypermotard 821. Ich trennte mich noch von meinem SLK und der Duke und verfiel der roten Italienerin. Sie passt perfekt in dieses Land. Die Federung bügelt die Unebenheiten der mittlerweile besser gewordenen Hauptstraßen weg, das Handling ist phantastisch auch im Megastau und ihr Temperament lässt mich all den Ärger mit meiner Frau und oftmals auch der Arbeit vergessen.
P.S. Zwei Freunde fahren Ducatis mit S-Fahrwerk: die neue Diavel 1200S und die Monster 1200S. Beide klagen über die harte Federung. Natürlich hätte ich lieber die HYM SP gekauft, sie gab es jedoch nicht. Doch vielleicht war die "normale" Hypermotard die bessere Wahl hier in Kambodscha.
Hercules 25
Yamaha XT600
BMW R1100GS
BMW R100GS-PD
BMW R80GS Basic
KTM Duke 200
KTM Duke 390
Ducati Hypermotard 821/2015