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Werte Ducati-Gemeinde,

 

durch Humliks Schrauberberichte bin ich auf euch gestoßen, hab mich angemeldet, manchen Rat abgegriffen, um euch nun meine anfängerhaften Schrauberversuche zu präsentieren. Schon heute kann ich euch versprechen: die Fortschritte werden langsam sein, die Lernkurve flach, banale Dinge werden mich fordern und der beschrittene Lösungsweg manchen vielleicht verwundern. Auch werde ich euch mit Fragen nicht lange verschonen …

 

Mikko

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Cinderella mia

 

Ein Bericht der Zeitschrift „Oldtimer Markt“ zur Ducati 500 SD trägt den Titel Aschenputtel alla Bolognese, ein passender Name für dieses Modell. Denn wie im Märchen genossen nur die leiblichen Töchter die Liebe ihres Vaters: die gertenschlanke Köwe und die sportlich veranlagte Pantah. Die redliche Stieftochter wuchs ohne wirkliche Zuneigung auf. Doch als der König eines Tages einen Ball veranstaltete …  nein, die Geschichte der Ducati Parallel-Twins (PT) fand kein Happyend.

 

Warum ausgerechnet die? Ich fand den sportlichen Ableger der PT-Reihe schon immer hübsch, technisch interessant und ausreichend exotisch. Auch hat sie etwas kompliziertes, Diva-ähnliches an sich; man muss sich auf sie einlassen, um sie zu erobern. Zudem erwärme ich mich leicht für Fahrzeuge, die etwas außerhalb des Mainstream-Geschmackes liegen.

 

Hier ist sie also: Meine 500 Sport Desmo aus dem Jahr ’76. Gekauft von einem Maschinenbau-Ingenieur, dessen Fachkenntnisse mich beeindruckten. Später gewann ich den Eindruck, dass er materialmordend unterwegs war, einiges verböserte und ich nur knapp einem kapitalen Motorschaden entkommen bin.

 

DSCN0847.thumb.JPG.9a05a644f57507f2229540cd9789eb3c.JPG

 

Die letzte Ausfahrt liegt peinlich lange zurück. Eine Ausfahrt für klassische Fahrzeuge musste ich mittendrin abbrechen, weil die Diva ein kleines Inkontinenz-Problem plagte. Genauer: sie warf mit Öl geradezu um sich. Der teure Saft lief an den Zylindern hinunter, sammelte sich unter der Ölwanne, um dann vom Fahrtwind Richtung Hinterrad geblasen zu werden. Alle 10 Minuten eine Wischpause, dazwischen sorgenvolle Gedanken. Mehr als 4500 min-1 mochte sie nicht drehen, darüber ging der kräftige Sound in ein hilfloses Stottern über. Die hintere Bremse musste ich für diese Ausfahrt stilllegen, weil der Kolben nicht mehr in die Ausgangsstellung mochte. Ein Standrohr der Telegabel war total verschlissen, ein krummer Schalthebel und ein riesiges Spiel in der Umlenkung und machten das Sortieren der Gänge zum Glücksspiel. Kurzum, eine lange Liste notwendiger Arbeiten. Dazu kam ein (über)großer Respekt davor, den Motor zu zerlegen. Und so gingen die Jahre ins Land …

 

Im vergangenen Jahr kontaktierte ich schließlich einen Markenkollegen und fragte ihn, ob er sich nicht des Motors annehmen könnte. Nach positiver Resonanz landete der Antrieb dann in den Niederlanden. Die Zustandsbeschreibung und die Modifikationen sind mal ein eigenes Kapitel wert.

 

Corona sei Dank, fand ich nun Zeit, mich der Baustelle anzunehmen. Es wuchsen Selbstvertrauen und Lust. Und nun beginnt der Rückbau.

 

Edited by Mikko
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Rahmen

 

Wie man die Lenkachse vom Rahmen trennt, ohne humorlos den Bleihammer zu schwingen, ist euch noch in Erinnerung. Selbst wenn man mittels eines Brachialansatzes mit geringerem Aufwand zum gleichen Ergebnis gelangen kann, so ist der Unterhaltungswert doch deutlich geringer.

 

Inzwischen wurde der Rahmen fachmännisch gestrahlt und pulverbeschichtet. Sieht klasse aus und sollte für die nächsten 44 Jahre gut sein. Nun kommt noch ein Schmiernippel an die Schwinge, das Schwingenlager werden poliert und der Lenkkopf mit neuen Lagern versehen.

 

Frame.jpg

Edited by Mikko
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Gabel

 

Der Austausch eines Standrohres war dringend angesagt. Keine Ahnung, wie es zu diesem Verschleißbild kommen konnte. Das Zerlegen der Gabel ging leichter als gedacht. Das winzige Federchen, das beim Aufschrauben erfolgreich das Weite suchte, werde ich hoffentlich wiederfinden.

 

Bei der Gelegenheit könnte man gleich noch neue Gabel-Simmerringe verbauen. Aha, stecken ganz schön fest, kriegt man nicht in einem Stück raus. ($$$ voranstehende Symbole nun durch viel Zeit und Arbeit ersetzen). Nein durch VIEL Zeit und Arbeit! Sorry Leute, was immer ihr euch vorgestellt habt, es reicht bei weitem nicht!

 

In die Alu-Gleitrohre der 35 mm Paioli-Gabel sind Stahl-Hülsen eingesetzt, welche die doppelten Simmerringe tragen. Vermutlich wurden die Rohre beim Einbau erhitzt, wodurch sich Stahlträger und Gummi aufs Innigste vermählt haben. Nun brauche ich ein Werkzeug, das den Aus- und Einbau ermöglicht.

 

Gabel.jpg

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  • 2 weeks later...

Hat’s wirklich keiner gemerkt oder wolltet Ihr mich höflich schonen?

 

Für die Stützschalen der Telegabel habe ich einen passenden Innenlager-Abzieher erworben, um eine Abstützvorrichtung erweitert, und konnte so die metallenen Schalen problemlos herausziehen.

 

Dann ein Aha-Effekt … mit dem Gefühl, sich nicht wenig blamiert zu haben. Diese Schalen waren nichts weiter als die metallenen Versteifungsringe der Simmer-Ringe, welche meine Bearbeitungsversuche überlebt hatten. Ich kannte bislang nur Bauformen aus reinen Elastomeren.

 

Ahem … jetzt besser schnell zur nächsten Baugruppe und auf Vergesslichkeit des Internets hoffen ...

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vor 5 Stunden schrieb Mikko:

Ich kannte bislang nur Bauformen aus reinen Elastomeren.

Ein Metallring ist immer drin bei den hier verwendeten, aber es gibt eben auch welche bei denen der Stahlring frei liegt.

 

Um mal etwas klugzuscheißen:

Die gängigsten Bauformen, nach DIN3760, sind: Form A (auch als AS oder A0) ist komplett einvulkanisiert, Form B/BS/B0 und C/CS besitzen freiliegende Stahlringe.

 

Gruß Lemmy ?

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12 hours ago, Lemmy said:

Ein Metallring ist immer drin bei den hier verwendeten, aber es gibt eben auch welche bei denen der Stahlring frei liegt.

 

Hättest Du mir das VORHER gesagt ... ?

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2 hours ago, bergbewohner01 said:

Schönes Bike, wirklich schade dass die ein Schattendasein fristeten. Halt dich ran, Bilder her ?

 

Ich finde sie schöner, als die erste Pantah (obwohl diese technisch fraglos besser ist).

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  • 1 month later...

Mich würde mal interessieren, was Euch auf genau diese schräge Baureihe gebracht hat. Bei mir war es einfach nur immer die billigste Lösung. Vor 30 Jahren eine Tourenmaschine mit vernünftigem Fahrwerk und vor 3 Jahren war es billiger, sie wieder aufzubauen als eine Gebrauchte in unbekanntem Zustand zu kaufen. Inzwischen habe ich aber viel Spaß an der Technik dieser Maschinen und denke, dass ich damit auch bald wieder auf große Fahrt gehen kann. 
 

Viele Grüße 

Kurt

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Sind einfach richtig seltene Motorräder das ist der Reiz daran. Als ich das letzte mal zur WDW war, waren unter 80000 Ducatis, genau 2 Paralell Twin ?

 

Und ja sie sind im Moment noch bezahlbar. Was bei anderen alten Ducatis nicht mehr der Fall ist.

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On 8/12/2020 at 1:14 AM, Desmo_Phil said:

Das sind die beiden aktiven.

 

Werden regelmäßig unregelmäßig ? bewegt, auch gerne mal Touren mit 400 km kein Problem ?

 

 

Hab ich das Bild nicht neulich in einem Klassik-Magazin gesehen? Irgendwas mit Vater-und-Sohn-Hobby?

 

Schön, dass es Exemplare gibt, die regelmäßig (unregelmäßig) bewegt werden!

 

VG Mikko

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On 8/12/2020 at 12:14 PM, Kurt said:

Mich würde mal interessieren, was Euch auf genau diese schräge Baureihe gebracht hat.

 

Ich hatte mich damals in die sportlichen Desmo-Singles verguckt, als deren Zeit gerade ablief. Also gespannt wie ein Flitzebogen auf den Mittelklasse-Nachfolger.

Die GTL war dann optisch eine Enttäuschung für mich (und motorisch auch, wenn man den Fahrberichten Glauben schenken durfte).

 

Dann wurde beim Salon in Mailand die SD präsentiert, tolle Linie mit weißer(!) Auspuffanlage und endlich eine Desmo-Variante. Es dauerte ewig, bis ein erster Test erschien: sie sah hinreißend aus und war tatsächlich schnell (dank langer Übersetzung) und wurde für Fahrwerk und Bremsen gelobt. Ging mir nie aus dem Kopf und irgendwann musste ich mir diesen Jugendtraum erfüllen. Dass sie so kapriziös ist, sehe ich als Herausforderung.

 

VG Mikko

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Ja, die Seitenlinie der GTL ist sehr eigenwillig. Dabei soll die Gestaltung sogar von Guigaro sein, der zur gleichen Zeit mit dem Golf den absoluten Geschmack der Massen getroffen hat. 
 

Auf der anderen Seite finde ich die Borrani Record Felgen schöner als Gussräder und blanke Motordeckel schöner als schwarze. Aber die Erscheinung wird nun mal von der Tanklinie dominiert. 
 

Viele Grüße

Kurt 

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5 hours ago, Kurt said:

Ja, die Seitenlinie der GTL ist sehr eigenwillig. Dabei soll die Gestaltung sogar von Guigaro sein, der zur gleichen Zeit mit dem Golf den absoluten Geschmack der Massen getroffen hat.

 

Richtig, das Design ist von Giugiaro, der zeitgleich auch die Ducati 860 GT einkleidete. Später sagte man ihm nach, dass er "keine Motorräder könne".

Die Suzuki RE5 (Wankel) ist auch von ihm, ebenso die MV 350 Ipotesi.

 

Es hatte einige Jahre gedauert, bis ich mit mit dem Design der 500 GTL und der 860 GT anfreunden konnte. Die 860 GTS sieht dank geringer Verändeerungen eindeutig besser aus.

 

Zum Niederknien schön sind die KöWe-Maschinen 350 Desmo (1974) und 750 Sport. Beide sind von Leopoldo Tartarini, einem ehemaligen Ducati-Rennfahrer, später Chef von Italjet.

Die 500 SD und die 860 Darmah stammen ebenfalls von ihm; die 500 GTV vermutlich auch.

 

VG Mikko

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Ach ja ... mit der 500 SD geht es derzeit nicht voran.

 

Beruflich viel zu tun, in der Garage ist es brüllend heiß und ich bin auch noch auf der Suche nach einem neuen Erst-Motorrad.

Die BMW hat das Zeitliche gesegnet ... mit 21 Jahren und 175 Tkm auf der Uhr. Nun stünden einige Reparaturen an, die den kümmerlichen Restwert deutlich überschreiten würden.

 

VG Mikko

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Auf der Suche nach einem Erstmotorrad bin ich auch immer. Hab viele aber das niedliche Sing zum herzhaft angasen (auf das ich aber auch sinnvoll draufoasse )auf der Straße hab ich noch nicht gefunden.

Morini Tremezzo, scharf gemachte 600er Monster, ein Ducati Paralleltwin auch und solche Dinge geistern mir durch den Kopf

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vor 13 Stunden schrieb Mikko:

 

Hab ich das Bild nicht neulich in einem Klassik-Magazin gesehen? Irgendwas mit Vater-und-Sohn-Hobby?

 

Schön, dass es Exemplare gibt, die regelmäßig (unregelmäßig) bewegt werden!

 

VG Mikko

Ja genau sind die aus der Zeitung ?

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1 hour ago, RaoulD said:

Auf der Suche nach einem Erstmotorrad bin ich auch immer. Hab viele aber das niedliche Sing zum herzhaft angasen (auf das ich aber auch sinnvoll draufoasse )auf der Straße hab ich noch nicht gefunden.

Morini Tremezzo, scharf gemachte 600er Monster, ein Ducati Paralleltwin auch und solche Dinge geistern mir durch den Kopf

 

Die Tremezzo Sport hatte ich auch auf dem Schirm, bevor ich mich für die 500 SD entschied. Gesucht und deutlich teurer.

Das Exemplar, das bei MOTORRAD damals die Nordschleife mit einer Zeit ähnlich der CB750 umrundete, bleibt im Gedächtnis. War frisiert, wie man heute weiß.

 

VG Mikko

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vor 3 Stunden schrieb Mikko:

MV 350 Ipotesi ... 500 GTV


Finde ich beide schöner als die GTL. Deren Motoren dienten auch als Fotomodelle für John Thorpe's "Motorrad Reparatur Handbuch", dass ich dieser Tage wieder gefunden habe.

 

Die ungewöhnliche Seitenlinie der GTL hat übrigens den Vorteil eines vergleichsweise großen Tanks. Nominell 19, praktisch fast 20 Liter passen rein, womit die 350er knapp 500 km weit kommt bei entsprechender Fahrweise. In der Klasse hatte damals nur die BMW R45 einen größeren Tank, aber auch einen höheren Verbrauch und dadurch dann doch weniger Reichweite. 
 

Viele Grüße
Kurt 

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