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GFK Verkleidung anpassen und bohren Anleitung


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Man hat sich mal wieder auf den Pinsel gelegt und steht nun nicht nur vor der Frage, ob jetzt Reifen, Fahrwerk, Sonneneinstrahlung, Luftdruck, Umgebungstemperatur oder der blöde Sack der da gerade aussenrum überholt hat Schuld sei, sondern eher vor dem unausweichlichen: Wat nu?

Eine neue Verkleidung muss her, insofern die alte nicht mehr geflickt werden kann oder soll.

In diesem nicht ganz so seltenen Fall steht man zunächst vor einigen weiteren, nicht ganz so einfach zu beantwortenden Fragen.

Wo bekomme ich eine neue Verkleidung her?

Ziemlich gute Adressen für die Beantwortung dieser Frage sind Concorso in Lehrte, Polidom in Österreich, Sebimoto, Moto Forza um nur ein paar zu nennen. Soll es etwas hochwertiges aus Carbon sein, dann schaut man am Besten zunächst bei Ilmberger Carbon vorbei. Sollte das entsprechende Motorradmodell nicht aufgeführt sein, so genügt meisst ein Anruf beim entsprechenden Lieferanten für Zubehörglück. Bei Ilmberger gibt es beispielsweise die Preisliste nur auf Anfrage.

Meine Wahl fiel auf eine Ducati 998R GFK Verkleidung von Concorso, an deren Beispiel ich diese Anleitung verdeutlichen will.

Ich habe nun meine Verkleidung bestellt, bezahlt, erhalten. Aber da sind ja gar keine Löcher drin?

Manche Lieferanten bieten eine angepasste Verkleidung ab Lager an. Das heisst, es sind alle Löcher gebohrt und man muss nur noch alle Teile zusammen stecken. Da wir aber alles Geizhälse sind und selber machen mindestens doppelt so cool ist wie fertig kaufen, zaubern wir die Bohrlöcher selbst in die GFK Teile. Dazu benötigt man eine handvoll Werkzeug. Ich habe es beim ersten Mal mit einem Bohrer versucht, aber das kann man total vergessen. Das GFK franst aus und splittert im schlechtesten Fall. Besser geeignet ist ein Dremel aus dem Baumarkt mit 2 verschiedenen Aufsätzen.

Dremel-7700.gif

Dremel gibt es in diversen Ausführungen, deswegen stolpert am Besten einfach kurzerhand in den nächsten Baumarkt (OBI, Bahr, Hornbach) und nehmt euch den, der am Besten zum Portemonnaie passt.

Als Aufsatz empfehle ich zwei Varianten. Einmal ein konischer Schleifstein, vorne etwas spitzer und hinten breiter werdend. In etwa wie dieser:

dremel-aluminiumoxid-schleifscheibe-953.jpg

Achtet einfach darauf, dass der Aufsatz ein Loch schleifen kann, durch das ein Schnellverschlusszapfen passt. Sprich das Loch müsste später einen ca. 6mm breiten Durchmesser haben.

Der zweite Aufsatz sollte ebenfalls ein Schleifaufsatz sein, jedoch einer der deutlich schmaler ist als der Erste. Diesen brauchen wir für die genieteten Haltebleche. Ihr ahnt es, der Kopf sollte ein Loch schleifen können, so dass eine Niete durch passt. Das sind ca. 2mm. Ich habe dafür diesen wunderbaren Aufsatz im Max Bahr gefunden. Die Aufsätze kosten ca. 2 Euro pro Stück.

3620_0.jpg

Ich sprach gerade von Nieten und Halteblechen. Das macht die Liste der Werkzeuge nun komplett. Wir brauchen noch eine Nietzange (kann man immer gebrauchen) und ein paar Nieten, sowie Haltebleche von DZUS oder ähnlich. Ich habe die Nieten und Haltebleche von Concorso bekommen. Nieten müsste es aber auch in jedem Baumarkt geben. Haltebleche und andere DZUS Artikel gibt es zudem gewöhnlich beim Renndienst wie Rehm Race Service.

Zusammenfassend brauchen wir also folgende Werkzeuge und Artikel:

  • Dremel
  • großen Dremel Aufsatz für 6mm Löcher
  • kleinen Dremel Aufsatz für 2mm Löcher
  • Nietzange
  • Nieten
  • Haltebleche von DZUS o.ä. für Schnellverschlüsse

Alles klar, habe ich besorgt. Mein Portemonnaie weint, aber wie geht es jetzt weiter?

Ich habe zunächst einmal die Frontkanzel an das Motorrad angebracht. Das heisst, der Scheinwerfer ist montiert, das Geweih ist intakt und komplett. Am besten nimmt man sich einen Filzmarker oder Edding zur Hand, um die Bohrpunkte anzusetzen. Ich habe die Frontmaske so justiert, dass sie locker über dem Scheinwerfer liegt. Bei der Ducati 916, an die die Verkleidung soll, habe ich nun erst einmal von der Seite geschaut, ob die angekörnten Bohrmarken der Verkleidung auch richtig saßen. Ich habe mich dazu entschieden, die Bohrmarken Bohrmarken sein zu lassen und habe lieber selbst maß genommen. Mit dem Edding nun die Bohrlöcher links und rechts auf Spiegelhöhe markiert und dann beide Seiten mit dem großen Dremelaufsatz klein aufgeschliffen, bis ca. 1-2mm. Danach die Frontmaske nochmal anhalten und schauen, ob man auch die richtige Stelle getroffen hat. Wenn man etwas schief vorgeschliffen hat, dann kann man jetzt das Loch in die richtige Richtung ziehen. Wenn man sich vergewissert hat, die Löcher zu Ende schleifen auf ca. 6mm. Jetzt kann man die Spiegel ansetzen und die Maske hängt schonmal auf dem Geweih. Anschliessend die Löcher innen seitlich im Geweih anzeichnen und bohren.

Seitenteile bohren

Da nun die Frontmaske dran ist, wollen wir die Seitenteile an die Frontmaske anbringen. Mein Tipp hier ist, nicht erst an den Rahmen anbringen, sondern die Frontmaske vom Geweih nehmen und mit dem Seitenteil zusammen stecken. So geht man sicher, dass man keine ekeligen Spaltmaße an der Verkleidung hat. Denn das sieht ja nur scheisse aus. ich hatte die Möglichkeit, ein originales Seitenteil zu nehmen und die Bohrlöcher von dort abzunehmen. Also einfach das Originalteil an die Kanzel seitlich anhalten und durch die bestehenden Bohrlöcher einen Punkt mit dem Edding anzeichnen. Sollte man die Möglichkeit nicht haben, dann bohrt man seitlich in der Frontmaske vertikal mittig die beiden Löcher. Mittig, weil man nach oben und unten an Kanzel und Seitenteil genug Fleisch haben sollte, damit das später entstehende Loch nicht aufreisst weil die Wandung zu dünn ist.

Sind die zwei Löcher nun in der Kanzel seitlich angebracht, legt man das zu bohrende Seitenteil an die Kanzel an und markiert die beiden zu bohrenden seitlichen Löcher von der Innenseite der Kanzel.

Darauf einfach das gleiche Spielchen wie bei der Frontmaske spielen. Man schleift mit dem Dremel erstmal kleine Löcher in die Seitenverkleidung, hält dann nochmal an die Kanzel an um zu sehen das man den richtigen Punkt getroffen hat, und bohrt dann auf die 6mm Größe. Ihr merkt schon, ich schau lieber einmal mehr, obs auch wirklich passt.

Ruhe bewahren und gründlich arbeiten, das bringts.

Sind nun die beiden Seitenteile mit je 2 Löchern ausgestattet, kann man zweierlei Wege zum Erfolg verfolgen. Entweder man schleift jetzt schon die Löcher in die Laschen der Seitenteile, um sie am Rahmen zu befestigen, oder man kümmert sich erst, wie ich, um die Ölwanne.

Die Ölwanne an die Seitenteile anbringen

Das ist nun relativ geradeaus. In meiner Ölwanne waren drei Löcher vorgekörnt, die man nehmen könnte. Da ich aber das Glück habe, ein 998R Seitenteil hier rumfliegen zu haben, habe ich einfach die Löcher vom 998R Seitenteil genommen. Das heisst genau, dass man das Seitenteil an die Ölwanne anhält, durch die Löcher mit dem Edding einen Punkt anzeichnet und diese Löcher dann auf 6mm bohrt. Auf der anderen Seite macht man es gleich, oder man nimmt dort einfach pi mal Auge die Maße der schon gebohrten Seite. Jetzt schaut die Ölwanne mit ihren 6 Löchern (3 pro Seite) aus wie ein Schweizer Käse und wir können die beiden Seitenteile in bekannter Manier anbohren. Ölwanne nehmen und an das Seitenteil halten, von innen mit dem Edding die Bohrlöcher anzeichnen und dann klein vorschleifen mit dem großen Dremelaufsatz, wieder anhalten ob man die richtigen Löcher getroffen hat und dann anschliessend 6mm groß bohren. Super, fehlen also nur noch jeweils die beiden Löcher zur Befestigung am Rahmen - denkt ihr!

Haltebleche an die Verkleidung nieten

Jetzt kommt erstmal der Pro-Teil der Anleitung, um ein schickes Endergebnis zu erzielen. Man nimmt sich nun ein Halteblech und wird fest stellen, dass dieses in der Mitte ein großes Loch für den Schnellverschlusszapfen hat. Jeweils daneben befindet sich ein Loch für eine Niete. Dieses Halteblech nehmen wir und halten das mittige Loch über eines der gebohrten Löcher an der Ölwanne. Mit dem Edding zeichnet man diese beiden seitlichen kleinen Löcher an. Das Ganze dann mal 6, und schon sind alle Löcher für die Haltebleche angezeichnet. An der Kanzel machen wir bei den jeweils zwei seitlichen Löchern das Gleiche. Halteblech von hinten an das Loch halten, die beiden kleinen Löcher anzeichnen und fertig.

Nun kommt der kleine Dremelaufsatz zum Einsatz. Mit ihm bohren wir die neu angezeichneten 2mm Löcher.

Ist dieser Arbeitsschritt erfolgreich erledigt darf die Nietzange inklusive Munition an den Start. Man setzt die beiden anzubringenden Nieten pro Halteblech mit dem Halteblech auf die Löcher und zieht mit der Nietzange eine der beiden Nieten ein. Danach, oh Wunder, die andere Niete einziehen. Dies muss an den sechs Bohrlöchern für die Ölwanne und an den vier Löchern in der Kanzel erledigt werden. Auch hier gilt: Ordentlich und in Ruhe anzeichnen und bohren, dann ist ein Großteil der Miete gedeckelt.

Hat man diese Arbeitsschritte hinter sich gebracht, kann man die gesamte Verkleidung in sich mit Schnellverschlüssen zusammen stecken und die restlichen vier Löcher für die Befestigung am Rahmen bohren. Diese ergeben sich nun quasi von selbst. Hier Achtung walten lassen: Zieht man die Seitenteile verstärkt nach hinten, so presst man die Kanzel stärker auf das Geweih und den Scheinwerfer. Bei der Ducati resultiert das gerne schnell in ekeligen Glupschaugen. Dann schaut der Scheinwerfer vorne ein paar Millimeter aus der Frontkanzel, was total scheisse aussieht.

Abschliessend noch ein kleiner Praxistipp. So ziemlich alle 916 Frontmasken haben sehr viel Material um die Ram Air Kanäle innen. Hier nimmt man seinen neuen Freund, den Dremel, stattet ihn mit einer Trennscheibe aus und sägt diese Kanalausstülpungen einfach ab. Ich habe meisst ca. 3m Material weg genommen. So wird die Öffnung vorne größer. Das sieht nicht nur geil aus, sondern es kommt auch mehr Luft hindurch, da der Querschnitt größer wird.

Ich wünsch euch viel Spaß beim bohren, anzeichnen und anhalten. So wild ist es nicht, vorausgesetzt man hat eine Verkleidung, die auch passt.

Edited by Ben
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  • 8 years later...

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